Kürzlich im Drohnenforum gelesen:
ich bin ganz neu in der Drohnenfliegerei.
...
Eine Sache möchte ich direkt erfragen, die ich nicht im Handbuch finden konnte:
Der Akkuwarnton ertönt bei 20% Restladung, und stellt sich als ein Dauerpiepen dar.
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Gibt es eine einfache Möglichkeit, Dies anders einzustellen?
Ich wäre ja schon froh, wenn die optische und vibrations-Warnung bei 20% kommt, aber der Ton erst bei 10 oder gar 5%.
Vielen Dank schon mal!
Noch schlimmer die Antwort:
Würde mir aber auch eine Lösung wünschen.
Ich denke schon darüber nach, ob ich die Lautsprecher im Controller mit Tape überklebe, um es leiser zu machen.
Mir hats schon mehrfach das Baby geweckt wenn ich Dien Controller nur angemacht habe. Ein Batteriealarm ist mein Albtraum. Das hält ja keiner aus.
Grund genug, einmal über die verschiedenen Mitteilungen, Warnmeldungen und Alarme der Steuerungssoftware unserer Drohnen näher einzugehen. Hand aufs Herz; achtest Du auf alle Sprachausgaben Deiner Fernbedienung, hörst Du sie? verstehst Du sie? Reagierst Du auf sie?
Für alle Fernpiloten mit einer DJI-Drohne, was ist jetzt auch nochmal mit der Meldung, die die Startfreigabe bedeuten kann? Kennst Du sie?
Und was tun gefühlte 98% aller Fernpiloten?
.
Häh? Ach so, Ja, stimmt. Ich sollte noch überprüfen, ob sich der Punkt auch wirklich am richtigen Ort auf der Karte dargestellt wird. Nicht unter den Bäumen, nicht unter einem Dach und möglichst nicht auf einem Fahrzeug, das sich bewegt (obwohl dies mit den richtigen Einstellungen sogar möglich ist).
Dazu nehme ich an, die RTH-Höhe ist vor dem Start richtig eingestellt worden und auch die Hinderniserkennung ist an.
Dies ist nur ein Beispiel, wie gerne wir doch Hinweise, Warnungen und Alarme überhören oder nicht ernst genug nehmen.
Alarme, Warnungen und Hinweise sind zu beachten
Sie sind dazu da, unerwünschte Verhalten, Vorfälle und Unfälle zu vermeiden, gehören also zur Kategorie der Prävention. In den Unfällen mit Drohnen, welche ich bisher analysieren durfte (Bin für jede Meldung eines solchen dankbar), habe ich festgestellt, dass in beinahe sämtlichen Fällen die Missachtung von Statusmeldungen oder Fehlermeldungen als wesentliche Komponente zum Unfallgeschehen beigetragen hat.(Siehe auch Blogbeitrag "Löchrig wie ein Schweizer Käse"
Normalerweise werden Warnungen und Alarme auf den Stufen 1-5 im obigen Schema ausgegeben. Reagiert der Fernpilot darauf adäquat, kann eine Eskalation auf eine höhere Stufe verhindert werden und sogar eine Rückkehr auf eine tiefere Gefahrenstufe erreicht werden.Versagt eine Mitigation (Gefahreneindämmung), führt dies oft zu einem schweren Ereignis oder gar einem Unfall. Dann ist der Notfallplan (Emergency Respond Plan) zu aktivieren (Siehe dazu auch den Blogbeitrag "Notfallplan, brauche ich so was?".
Alarme und Warnungen spielen eine wichtige Rolle bei der Aufrechterhaltung der Flugsicherheit, indem sie den Fernpiloten über eine Störung, Abweichung oder einen anormalen Zustand der Drohne informiert, der eine rechtzeitige Reaktion erfordert. Alarme sind eine der ersten Schutzebenen, um zu verhindern, dass eine Gefahr zu einem Zwischenfall oder Unfall eskaliert. Sie sind also in jedem Fall ernst zu nehmen und der Fernpilot sollte wissen, wie darauf zu reagieren ist.
Bedienerreaktionsmodell.
Fehlermodi für die Reaktion des Bedieners auf einen Alarm können mithilfe eines einfachen Reaktionsmodells des Bedieners bewertet werden, das aus drei Schritten besteht:
- Der Fernpilot nimmt den Alarm wahr und erkennt die Abweichung vom Normalverhalten
- Der Bediener nutzt sein Wissen und seine Fähigkeiten, um den Alarm zu interpretieren, das Problem zu diagnostizieren und eine Korrekturmassnahme festzulegenund einzuleiten
- Der Bediener reagiert mit den zur Behebung der Situation erforderlichen Korrekturmassnahmen (Non Normal Procedures).
Eine Untersuchung hat ergeben: In allen drei Schritten können Fehler auftreten, die meisten Fehler werden jedoch durch Fehler bei der Erkennung und Diagnose verursacht. In vielen Fällen hat der Fernpilot das Problem nicht bemerkt (Erkennung) oder er hat die Ursache falsch identifiziert und daher eine falsche Massnahme ergriffen (Diagnose). Fälle, in denen der Fernpilot wusste, was zu tun war, aber die falsche Aktion ausführte, kommen weitaus seltener vor . Probleme wie Fehlalarme, Alarmfluten, schlechtes Design der Mensch-Maschine-Schnittstelle (HMI) und unzureichende Schulung führen dazu, dass Bediener scheitern und die Ereigniskette zu Unfällen führen kann.
Die Reaktion des Fernpiloten auf einen Alarm kann zahlreiche Auswirkungen haben, die mit Hardware, Software, Umwelteinflüssen oder menschlichem Verhalten zusammenhängen. Fehler im menschlichen Verhalten sind wahrscheinlicher, wenn das Design und die Leistung des Alarmsystems schlecht sind ( z. B. Fehlalarme, veraltete oder unnötige Alarme, redundante Alarme und Alarmfluten). Fehler, die sich aus der Konstruktion des Alarmsystems ergeben, werden oft fälschlicherweise als Bedienerfehler eingestuft; Diese Art von Fehler lässt sich besser als Fehler im Alarmmanagement charakterisieren. Und da dürfte bei den Drohnenherstellern noch Einiges verbessert werden können. Umso wichtiger ist es, dass wir Fernpiloten die Alarmmeldungen unserer Drohne kennen und einschätzen lernen.
Signalerkennungstheorie
Die Reaktion des Bedieners auf Alarme kann durch die Signalerkennungstheorie analysiert werden, die
die Fähigkeit eines Bedieners quantifiziert, zwischen nützlichen Mustern, die Informationen liefern, und zufälligen Mustern, die von notwendigen Informationen ablenken ( z. B. Rauschen, Motorenlärm, Umwelteinflüssen, Ablenkung), zu unterscheiden. Ratternde Alarme, stehende Alarme und Alarmfluten sind Beispiele für visuelles Rauschen, das den Bediener daran hindert, das Alarmsignal zu erkennen. Der Signalerkennungstheorie zufolge nimmt mit zunehmendem Rauschen die Fähigkeit des Bedieners ab, einen echten Alarm von einem falschen Alarm zu unterscheiden.
Je weniger tolerant der Bediener gegenüber Fehlalarmen wird, desto weiter verschiebt sich das Handlungskriterium nach rechts. Die Fläche unter der Kurve für verpasste Alarme nimmt zu, während die Fläche unter der Kurve für Fehlalarme abnimmt.
Je grösser der Unterschied ( D′ ) zwischen der Art des Rauschens in der Umgebung und den Eigenschaften des Signals ist, desto wahrscheinlicher ist es, dass das Signal erkannt wird. Je besser das Umgebungsgeräusch (hörbar und/oder visuell) dem Signal entspricht, desto näher geht D′ Null und desto wahrscheinlicher wird es, dass das Signal verpasst wird.
Praxisbezug
Fehlermeldungen DJI
Fehlermeldungen in der DJI App können von leichten Bedienungsproblemen bis hin zu ernsthaften technischen Störungen reichen. Fehlermeldungen sind ein Hinweis darauf, dass etwas mit Deiner Drohne nicht stimmt. Sie können auf Probleme mit der Firmware, den Sensoren, der Hardware oder der Software hinweisen. Die rechtzeitige Diagnose und Behebung dieser Probleme ist entscheidend, um grössere Schäden oder gar den Verlust der Drohne zu vermeiden. Diese Meldungen sind oft kryptisch und können ohne Fachwissen schwer zu interpretieren sein.Es ist wichtig für jeden Drohnenpiloten, diese Fehlermeldungen zu verstehen und zu wissen, wie man darauf reagiert.
1. „Compass Error“ (Kompassfehler)
- Ursache: Dieser Fehler tritt auf, wenn der Kompass der Drohne gestört ist, was durch magnetische Interferenzen oder
Kalibrierungsprobleme verursacht werden kann.
Lösung: Versuche, den Kompass neu zu
kalibrieren, und stelle sicher, dass Du Dich von metallischen Gegenständen oder magnetischen Feldquellen entfernt befindest.
2. „IMU Error“ (IMU-Fehler)
- Ursache: Die Inertial Measurement Unit (IMU)
liefert wichtige Daten über die Orientierung der Drohne. Ein Fehler kann
durch eine Fehlfunktion, eine erforderliche Kalibrierung oder physische
Einwirkungen wie einen Sturz verursacht werden.
Lösung: Führe eine IMU-Kalibrierung durch und überprüfe die Drohne auf physische Schäden.
3. „Battery Error“ (Batteriefehler)
- Ursache: Probleme mit der Batterie können auf eine defekte Batterie, falsche Lagerung oder Temperaturprobleme zurückzuführen sein.
Lösung: Überprüfe den Zustand der Batterie,
ihre Kontakte und stelle sicher, dass sie bei optimalen
Temperaturen gelagert wird. Ersetze die Batterie, wenn nötig.
4. „No Signal“/„Weak Signal“ (Kein Signal/Schwaches Signal)
- Ursache: Dies kann durch Interferenzen, grosse Entfernungen oder Hindernisse zwischen der Fernsteuerung und der Drohne verursacht werden.
Lösung: Verringere die Entfernung zur Drohne
und stellee sicher, dass sich keine Hindernisse im Signalweg
befinden (Siehe "Fresnel-Zone im Glossar für Drohnen". Überprüfe auch die Antennenausrichtung.
5. „Max Altitude Reached“ (Maximale Höhe erreicht)
- Ursache: Dies ist eine Sicherheitsfunktion, die aktiviert wird, wenn die Drohne ihre maximale Höhengrenze erreicht.
Lösung: Um diese Grenze anzupassen, gehe in
die Einstellungen der DJI App und passe die Höhengrenze gemäass den
örtlichen Vorschriften und Ihren Anforderungen an.
6. „Max Flight Distance Reached“ (Maximale Flugdistanz erreicht)
- Ursache: Ähnlich wie bei der Höhenbegrenzung, wird diese Meldung angezeigt, wenn die Drohne ihre maximale Distanzgrenze erreicht.
Lösung: Passe die Distanzgrenze in den Einstellungen der DJI App an, achte dabei aber auf die gesetzlichen Bestimmungen (z.B. VLOS).
7. „Overheating“ (Überhitzung)
- Ursache: Dies tritt auf, wenn die Drohne übermässiger Hitze ausgesetzt ist oder das Kühlsystem nicht richtig funktioniert.
Lösung: Lasse die Drohne abkühlen und überprüfe, ob die Lüftungsschlitze frei sind.
Eine vollständige Liste der DJI Meldungen findest Du bei Airdata
Zusammenfassung und Fazit
Die Reaktion des Bedieners in einem Alarmsystem kann verbessert werden, dazu lohnt es sich, diese Elemente hier im Kontext menschlicher Faktoren zusammenzufassen.
Alarmrationalisierung. Um die Zuverlässigkeit zu maximieren, muss der Bediener davon überzeugt sein, dass jeder Alarm gültig ist und eine Reaktion erfordert. Unter Alarmrationalisierung versteht man den Prozess der Überprüfung, Validierung und Begründung von Alarmen, um sicherzustellen, dass jeder Alarm eine Reihe von Kriterien erfüllt. Dies trägt dazu bei, das Vertrauen des Bedieners in das Alarmsystem zu stärken und dokumentiert die Ursache, die Folgen, die Korrekturmassnahmen und die Reaktionszeit für jeden Alarm.
Alarmpriorisierung. Die Priorität zeigt die Kritikalität an und hilft dem Bediener, die relative Bedeutung jedes Alarms zu verstehen. Alarme sollten nach der Schwere der möglichen Folgen und der Zeit, die dem Bediener zur Reaktion zur Verfügung steht, priorisiert werden.
Alarmklassifizierung. Bei der Klassifizierung handelt es sich um den Prozess der Kategorisierung von Alarmen auf der Grundlage gemeinsamer Anforderungen ( z. B. Tests, Schulung, Überwachung und Auditierung). Alarme, die beispielsweise eine höhere Zuverlässigkeit erfordern, erfordern mehr Management.
Alarmreaktionsverfahren. Es ist wichtig, dass Bediener wissen, was im Alarmfall zu tun ist, um eine zuverlässige Reaktion sicherzustellen. Das Alarmreaktionsverfahren, das wichtige Informationen enthält, die während der Alarmrationalisierung dokumentiert werden, kann die Zeit für die Diagnose des Problems und die Festlegung geeigneter Korrekturmassnahmen verkürzen.
Deshalb: Kenne Deine Drohne. lerne die Meldungen, Hinweise und Alarme einzuordnen. Achte auf diese Hinweise und nimm sie ernst, Wenn Du nicht sicher bist, mach eine Sicherheitslandung und kläre die Ursache . Erst wenn Du selber "Entwarnung" geben kannst, fliege weiter und geniesse das dazugewonnene Wissen.
Quellen und "Furder Reading"
https://www.aiche.org/resources/publications/cep/2017/september/plug-holes-swiss-cheese-model
AIChE-Frühjahrstagung 2017 und 13. Global Congress on Process Safety
https://app.airdata.com/wiki/Notifications/