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ERP – Emergency Response Plan

Notfallplan für Drohnen

Das Fliegen einer Drohne kann ein spannendes und beglückendes Hobby sein, aber es bringt auch einige Risiken und Verantwortlichkeiten mit sich. Man weiss nie, wann etwas schief gehen könnte, wie z. B. eine technische Störung, ein plötzlicher Wetterumschwung oder eine Annäherungan andere Flugzeuge oder Personen.

Unverhofft kann so eine Situation zu einem Unfall führen. Was niemand erwartet, trifft trotzdem ein und es kann jeden - auch noch so erfahrenen - Fernpiloten treffen.

Was machst Du in einer solchen Situation? Bist Du darauf vorbereitet oder stehst Du hilflos unter Schock, weil Du niemals gedacht hast, es könnte auch Dich treffen?

Deshalb benötigst auch Du einen Notfallplan für Drohnen, um Dich auf die Worst-Case-Szenarien vorzubereiten und Deine Sicherheit und die Sicherheit anderer zu gewährleisten.

Als Hobbypilot und in der Offenen Kategorie ist ein Emergency Response Plan zwar noch nicht vorgeschrieben und es wäre wohl übertrieben, für jeden Flug alle Eventualitäten zu dokumentieren und zu analysieren. Und Trotzdem:

1. Kenne die Regeln
Bevor Du Deine Drohne startest, solltest Du Dich zuerst sich mit den lokalen, regionalen, kantonalen und nationalen Vorschriften und Einschränkungen vertraut machen, die für Deine Drohne und Dein Fluggebiet gelten. Dazu können Einschränkungen in Bezug auf Höhe, Geschwindigkeit, Entfernung, Luftraum, Privatsphäre und Registrierung gehören. Du solltest auch die Wettervorhersage, die BAZL-Karte, den KP-Index in Erfahrung bringen. Den Akkustand und Zustand der Drohne, der Fernbedienung, überhaupt Dein ganzes System inklusive  Zubehör überprüfen. Wenn Du die Regeln befolgst, kannst Du die Wahrscheinlichkeit eines Notfalls verringern und Vorfälle, Unfälle, Bussgelder oder Strafen vermeiden.

2. Habe stets einen "Plan B"
Selbst wenn Du Dich an die Regeln hälst, kannst Du immer noch mit unerwarteten Situationen konfrontiert werden, die schnelles und entschlossenes Handeln erfordern. Zum Beispiel kann es sein, dass Du die Verbindung zur Drohne verlierst, einem Vogel oder einer anderen Drohne begegnest oder eine Fehlfunktion der Kamera oder der Propeller der Drohne bemerkst. In diesen Fällen solltest Du einen Backup-Plan haben, der beschreibt, was zu tun ist und an wen Du Dich wenden kannst. Du hast zum Beispiel eine vorprogrammierte Return-to-Home-Funktion, einen Notlandeplatz oder eine Telefonnummer des nächstgelegenen Flugsicherungsturms.

3. Übe Notfallmanöver regelmässig
Es reicht nicht aus, einen Backup-Plan zu haben, wenn Du nicht weisst, wie Du ihn ausführen sollst. Daher ist es wichtig, regelmässig Notfallmanöver zu üben, um Deine Fähigkeiten und Dein Selbstvertrauen zu verbessern. Zu diesen Manövern gehören das Umschalten vom GPS-Modus in den manuellen Modus (ATTI) und umgekehrt, die Verwendung der Not-Aus-Funktion oder des Not-Aus-Schalters, die sichere Landung in unterschiedlichem Gelände und unter verschiedenen Bedingungen, das Vermeiden von Hindernissen und Kollisionen sowie das Prozedere nach einem Absturz oder Überschlag. Wenn Du diese Manöver regelmässig übst, kannst Du sicherstellen, dass Du auf viele überraschende  Situation vorbereitet bist.

4. Überprüfe und komlettiere Deine Ausrüstung
Um für den Ernstfall gewappnet zu sein, ist es nötig, wichtige Ausrüstung und Zubehör mitzunehmen. Dazu gehören Ersatzakkus und ein Ladegerät, ein Werkzeugkasten mit Propellern, Schrauben und anderen Teilen, ein Erste-Hilfe-Set für leichte Verletzungen, ein Feuerlöscher oder Löschsand für Batteriebrände, eine Trillerpfeife zur Signalisierung, eine Taschenlampe und eine Karte plus Kompass für die Navigation. All diese Elemente können Dir helfen, mit verschiedenen Szenarien in einer Notsituation, welche sich auch bis in die Nacht hinein ziehen können, umzugehen.

5. Wenn doch ein Unfall passiert
Wenn Du einen Notfall erlebst, solltest Du diesen so schnell wie möglich dokumentieren und melden. Nimm Dein Handy und nimm in einer Sprachnachricht alle Deine Erlebnisse auf. Beschreibe, was wann wo passiert ist und was Du gemacht hast. Deine ersten Eindrücke können später sehr wertvoll sein. Mache Fotos oder Videos von der Drohne, dem Standort und dem Schaden. Kommentiere das Video. Du solltest auch alle relevanten Informationen sammeln, wie z. B. die Uhrzeit, das Wetter, die Flugdaten und die Zeugen. Du musst den Vorfall dann den zuständigen Behörden melden, z. B. dem BAZL, der Polizei oder der Versicherungsgesellschaft. Auf diese Weise kannst Du die Gesetze einhalten, Deine Rechte schützen und zukünftige Unfälle verhindern.

Jeder braucht einen Notfallplan!
Ein ERP für eine kleine, nicht komplexe Organisation kann einfach aus einer laminierten Schlüsselbandkarte mit aktuellen Notfallkontaktnummern bestehen.
- SMS Broschüre 7 der CASA
ERP_Light

Vielleicht noch die Nummern der nächstgelegenen Flugsicherung (Tower, Heliport, Skyguide) und fertig ist unser "Barebone-ERP".

Going the extra Mile - für Profis ein Muss!

Wer aber berreits etwas anspruchsvollere Drohnenoperationen ausführen möchte, wer sich als "Fortgeschritten" bezeichnet, wer semiprofessionell unterwegs ist oder gar Flüge in der Kategorie SPECIFIC plant, kommt um einen etwas umfangreicheren ERP nicht herum. Um genehmigungspflichtige Flüge durchzuführen und eine entsprechende Bewilligung zu erhalten, tut gut daran, sich in das Thema Notfallplan / Emergency Response Plan zu vertiefen.

Ist nicht nur der Pilot "auf dem Platz", handelt es sich um eine Crew beteiligter Personen und damit ist die Erstellung UND die Bekanntmachung des ERP an ALLE Crewmitglieder unabdingbar. Dazu muss der Notfallplan vorgängig geschult und beübt werden und ALLE Crewmitglieder müssen Zugang zu den ERP Dokumenten und den Checklisten haben.

Dabei mag zunächst der Eindruck entstehen, dass der Aufwand lediglich der Bürokratieerfüllung dienlich ist. Aber besonders bei komplexen Flugbetrieben mit hohem Betriebsrisiko für Dritte am Boden oder in der Luft, stellt der Notfallplan ein wichtiges Werkzeug zur Reduzierung der Gesamtrisiken und -gefährdung dar.

Gemäss Risikobewertung nach Artikel 11 der DVO (EU) 2019/947 wird für Einsätze in der speziellen Betriebskategorie grundsätzlich ein Notfallplan mit mindestens mittlerer Robustheit erwartet. Andernfalls erhöht sich das Bodenrisiko (GRCFIN) um den Faktor 1, was mitunter ein höheres SAIL
(Gesamtbetriebsrisiko) und damit höhere luftrechtliche Anforderungen an den Betrieb mit sich bringt.

Inhaltlich sollte sich der Notfallplan gemäss EASA AMC3 UAS.SPEC.030(3)(e) auf Situationen mit dem folgenden möglichen Ausgang fokussieren:

  •  tödliche Verletzungen von Dritten am Boden;

  •  Verletzungen von Dritten in der Luft; oder

  •  Schäden an kritischen Infrastrukturen

Warum ein ERP?

ERP_1

Neben der Risikominderung gibt es allerdings auch gute wirtschaftliche Gründe für einen UAS Betreiber einen Notfallplan zu etablieren, um damit mögliche Folgen wie etwa einen Reputationsverlust bei Kunden, betriebswirtschaftliche Verluste oder Geld- oder Gefängnisstrafen im Unglücksfall zu vermeiden

Konkret wird vom UAS-Betreiber ein reaktives Sicherheitsmanagementsystem mit definierten Handlungsschritten erwartet, welche dazu beitragen einen Notfall zu kontrollieren, einzudämmen und zu beenden. Darüber hinaus sollen die erforderlichen Bedingungen zur Alarmierung der Rettungskräfte, der zuständigen Behörden und Stellen geschaffen werden.

  • Ein ERP trägt dazu bei, im Notfall die Sicherheit von Mensch und Umwelt zu gewährleisten.
  • Ein ERP hilft, die Auswirkungen eines Notfalles auf den Geschäftsbetrieb zu minimieren und den Betrieb so schnell wie möglich wiederherzustellen.
  • Eine effiziente Reaktion auf einen Notfall kann dazu beitragen, den Ruf einer Organisation zu schützen.
  • Ein ERP hilft bei der Identifizierung, Bewertung und Bewältigung von Risiken im Zusammenhang mit Notfällen und hilft bei der Entwicklung von Massnahmen zur Minderung dieser Risiken.
  • Ein ERP hilft bei der Identifizierung, Bewertung und Bewältigung von Risiken im Zusammenhang mit Notfällen und hilft bei der Entwicklung von Massnahmen zur Minderung dieser Risiken.


Umfang und Inhalt eines ERP

Ein Notfallplan sollte allerdings nicht aus endlosen Prozessschritten bestehen und etwaige Eventualitäten abdecken. Die daraus resultierende Komplexität erschwert es dem Anwender in einem Notfall schnell und zielgerichtet zu reagieren.


ERP-3


Damit ein Notfallplan gemäss EASA als effektiv betrachtet werden kann, müssen die folgenden Kriterien erfüllt werden:

  •  er muss für die Grösse, Art und Komplexität des UAS-Betriebs angemessen sein;

  • Kommunikationswege, -recourcen und -Phrasen sollen klar definiert und beschrieben sein;

  •  für die gesamte relevante Crew und gegebenenfalls für andere Stellen leicht zugänglich sein;

  •  Verfahren und Checklisten für verschiedene oder spezifische Notfallsituationen enthalten;

  •  Aufgaben und Zuständigkeiten des betreffenden Crewmitglieder klar definieren;

  •  Über Kontaktdaten des zuständigen Personals verfügen, auf die schnell zugegriffen werden kann;

  •  Regelmässig durch praktische Übungen unter Beteiligung des zuständigen Personals getestet werden und

  •  Regelmässig überprüft und bei Bedarf aktualisiert werden, um seine Wirksamkeit aufrechtzuerhalten.

  • An verschiedene Einsatzarten und Einsatzorte angepasst werden können


Wie bereits oben beschrieben, sollte das von Dir entwickelte ERP nicht versuchen, jede Aktion so detailliert vorzuschreiben, dass das Dokument schliesslich verwirrend und umständlich ist. Das Ziel des ERP besteht darin, eine Ressource bereitzustellen, die Dir und Deinem Team bei der Bewältigung eines unerwünschten Ereignisses hilft, aber nicht so viele Informationen bereitstellt, dass das Team sich bei dem Versuch, ein ERP umzusetzen, überfordert fühlt und den Vorfall nicht effektiv bewältigen kann. Weniger ist oft mehr und deshalb solltest Du Dich auf die häufigsten und die wichtigsten Notfallsituationen beschränken.
Die häufigsten
sind wahrscheinlich etwa Kontrollverlust, Motorausfall, Vogelschlag, Mid-Air Kollisionen mit Hindernissen.
Die wichtigsten
sind die, bei denen eine grosse Gefahr ausgeht oder ausgehen kann wie zum Beispiel Fly-Away, Batteriebrand, Absturz über besiedeltem Gebiet oder Verkehrswegen, Mid-Air Kollision (oder Near-Miss) mit anderen Flugzeugen sowie Pilotenausfall.

Wann greift der Notfallplan, der ERP?

Normalerweise haben wir verschiedene Sicherheitsbarrieren (siehe dazu mein Blogeintrag: "Löchrig wie ein Schweizer Käse*) eingeplant, damit unsere Drohnenoperation gefahrlos und sicher ist. Als Fernpilot haben wir zum Beispiel während unserer Ausbildung (und hoffentlich auch ständig danach) verschiedenste Flugmanöver geübt, welche bei einer Abnormalen Situation anzuwenden sind. So beherrschen wir zum Beispiel die Umschaltung von Automatischen Prozessen zu "Handsteuerung" (Abbruch Wegpunktflug, Return to Home, Steuerung im ATTI-Mode) sowie Not- und Aussenlandungen etc etc.

Während der Flugplanung haben wir eingehend das Wettergeschehen, die zu erwartenden Sichtverhältnisse, die Fluggeografie, bestehende Luftfahrthindernisse, Bevölkerungs- und Besiedelungsdichte und andere Grundrisiken geprüft.

Wir haben uns intensiv mit der Wahrscheinlichkeit, unbeteiligte Personen im Fluggebiet anzutreffen gekümmert und geeignete Absperr- und Hinweisvorrichtungen geplant.

Die Drohne, die Akkus, die Rotoren und das Fernsteuersystem haben wir vor dem Flug überprüft und für dem Einsatz als *Sicher" bewertet.

Falls eine dieser Barrieren versagt, haben wir Non-Normal und Notfallprozeduren definiert und geübt und können das unerwartet eintretende Risiko damit bannen. (RTH, Notlandung, Flight Termination)

und trotzdem; stelle Dir folgende Szenarien vor:

  1. Du hast Dein Fluggebiet vorgängig inspiziert und abgesperrt. Es befinden sich keine Unbeteiligten Personen innerhalb Deines Ground-Risk-Buffers. Es ist früh am Morgen und Du beginnst mit Deinen Vorbereitungen zur Rehkitzsuche mit Deiner Wärmebild-Drohne. Der Wegpunktflug ist programmiert, Deine Helfer sind bereit und beobachten den externen Monitor mit dem Wärmebild ganz konzentriert mit. Du startest Deine Drohne und beginnst mit dem systematischen Befliegen der Wiese links und rechts dem Feldweg auf dem sich der Start- und Landeplatz befindet. Nach einiger Zeit leitet Deine Drohne den RTH-Modus ein, da die Batterie schnell schwach wird.Während die Drohne zurück zum Startpunkt kommt, machst Du bereits den nächsten Akku fertig zum Wechseln indem Du diesen aus Deinem Koffer Deines Autos holst.
    Unterdessen haben sich - von Allen Helfern und Dir unbemerkt zwei Hundespaziergänger genähert und schauen dem Treiben interessiert zu. Zu dumm nur, dass diese genau auf dem Landeplatz stehen und die Drohne im finalen Landeanflug ist. Ein kräftiger unerwarteter Windstoss bewirkt, dass die Drohne einen dieser Spaziergänger im Gesicht verletzt ohne dass Du rechtzeitig eingreifen kannst.


  2. Du machst eine Panoramaaufnahme auf der Rigi Kulm. Die Drohne ist auf ca. 100 m AGL, während sie sich langsam dreht. Plätzlich kommt heftiger Wind auf und über die Krete steigt rasch dichter Nebel hoch. Du hörst zwar Deine Drohne noch, siehst sie aber nicht mehr (Verlust von Visual Line of Sight).
    Du hörst, wie die Drohne erst langsam, dann immer schneller sich entfernt bis Du schliesslich auch keinen Motorengeräusch vernimmst. Jetzt erst versuchst Du ein RTH auszulösen, aber auf dem Monitor siehst Du, dass die Drohne sich immer weiter von Dir Richtung Nordwesten entfernt und scheinbar nicht gegen den Wind ankämpfen kann. Die Batteriekapazität beträgt noch etwa 85%, Du begreifst langsam, dass es sich um einen Fly-Away handelt.

Bei beiden Szenarien haben alle Deine Sicherheitsbarrieren versagt und ein Unfall ist bereits geschehen oder steht eventuell unmittelbar bevor. Dies ist der Zeitpunkt, bei dem Du nun spätestens den entsperchenden Notfallplan aktivieren und abarbeiten solltest!

Entwicklung des Notfallplanes

1) Identifikation der Notfallsituationen/Risiken
Der Ausgangspunkt für die Entwicklung eines Notfalls ist die Identifikation der potenziellen Notfallsituationen und Risiken (z.B. Szenario 2, unkontrollierter Fly-Away des UAS) die mit dem Betriebsvorhaben einhergehen.
Nehmen wir, dass das UAS nicht mehr auf Steuersignale reagiert und die Flight Geography verlässt. Das für diesen Fall definierte Contingency Verfahren (1) z.B. Aktivierung der Return-to-Home Funktion zeigt keine Wirkung. Dadurch fliegt das UAS weiter und verlässt nun auch das Contingency Volume. Daraufhin wird das Emergency Verfahren (2) z.B. Aktivierung eines Motornotstopp angewendet. Auch hier bleibt die gewünschte Flugterminierung aus.
Nach dem die definierten Verfahren keine Wirkung erzielt haben, liegt nun ein unkontrollierter Fly-Away des UAS vor. In dieser identifizierten Notsituation gilt es den Notfallplan zu aktivieren (3) und eine weitere Gefährdung für Dritte und anderen Flugverkehr zu minimieren.

FlyAway

2) Definition von Ressourcen und Verantwortlichkeiten
Für die Erstellung eines effektiven Notfallplans müssen für die identifizierten Notfallsituationen die verfügbaren Ressourcen definierten werden, um einen Notfall innerhalb und ausserhalb des Unternehmen zu managen. Die identifizierten Ressourcen werden damit Teil des Notfallplans. Es muss jedoch berücksichtigt werden, ob die Ressourcen in allen Fällen zur Verfügung stehen oder z.B. eine fehlende Netzabdeckung eine Telefonverständigung mit Dritten unmöglich macht.
Gemäss EASA wird vom UAS-Betreiber erwartet einen Notfallmanager (engl. Emergency Response Manager (ERM) zu benennen, der die Gesamtverantwortung für die Notfallmassnahmen trägt. Wenn es sich um eine grössere Organisation handelt bzw. externe Personen für die Notfallmassnahmen eingesetzt werden, wird die Benennung eines Notfallteams (ERT) empfohlen.
Innerhalb des Notfallplans sollten die Zuständigkeiten und Aufgaben der beteiligten Personen klar und eindeutig beschrieben werden.

3) Erstellung des Notfallplans
Mit den identifizierten möglichen Notfallszenarien sowie der verfügbaren Ressourcen kann der eigentliche Notfallplan entwickelt werden. Dabei sollte der folgende grundsätzliche Ablauf gemäss EASA berücksichtigt werden:

  1.  die zuständigen Personen und Stellen zu alarmieren;

  2.  das Leben der betroffenen oder gefährdeten Personen zu schützen;

  3.  erste Hilfe zu leisten, während uf das Eintreffen der Rettungsdienste gewartet wird, sofern das vom UAS-Betreiber beschäftigte Personal dafür qualifiziert ist;

  4.  die Sicherheit der Einsatzkräfte zu gewährleisten;

  5.  sich mit Sekundäreffekten zu befassen und Massnahmen zu deren Verringerung zu ergreifen (z. B. bei einem Absturz des UA auf einer Strasse die anderen Verkehrsteilnehmer zu warnen oder sie entsprechend umzuleiten, um einen Zusammenstoss mit dem abgestürzten UAS zu vermeiden);

  6.  die Notsituation unter Kontrolle zu halten oder einzudämmen;

  7.  Eigentum zu schützen;

  8.  die normale Situation so bald wie möglich wiederherzustellen;

  9.  die Notfallsituation und die Reaktion darauf zu dokumentieren und Beweise für weitere Untersuchungen zu sichern;

  10.  Beseitigung der beschädigten Gegenstände, sofern sie nicht für Ermittlungszwecke benötigt werden, und Wiederherstellung des Ortes, an dem der Notfall eingetreten ist;

  11.  Nachbesprechung mit dem betroffenen Personal;

  12.  alle erforderlichen Berichte oder Benachrichtigungen für die Zeit nach dem Notfall vorzubereiten;

Damit kann die Erstellung des Dokuments beginnen. Typische Kapitel sind:

  •  Kontaktliste für internes Personal und externe Agenturen
  •  Rollen und Verantwortlichkeiten
  •  Massnahmen, die bei Unfällen, Zwischenfällen oder Unregelmässigkeiten zu ergreifen sind, um die Gefahr zu mindern und die Sicherheit in jeder gefährlichen Situation zu gewährleisten
  •  Welche Befugnisse werden an wen delegiert, um den Notfall zu bewältigen und zu entscheiden, wie der Betrieb fortgesetzt wird?
  •  Notfallausrüstung: Checkliste der Gegenstände, wer dafür verantwortlich ist
  •  Prüflisten
  •  Karte des Einsatzgebietes mit Meldepunkten
  •  Spezifische Standortüberlegungen
  •  Interaktion mit den Medien
  •  Anforderungen an die Beweiserhebung und Berichterstattung
  •  Verfahren für gefährliches Material
  •  Massnahmen nach einem Zwischenfall, Meldestellen

4) Validierung des Notfallplans
Gemäss EASA ist die Validierung des erstellten Notfallplans durch eine so genannte Table Top Excercise erforderlich. Diese praktische Übung dient dazu, zu prüfen, ob die definierten Inhalte und Prozessschritte auch in einem simulierten Beispielfall funktionieren und der Notfallplan für die Beteiligten ein effektives Werkzeug darstellt. Dabei sollte der Betreiber sicherstellen, dass die Übung
 in Übereinstimmung

  • mit den Kriterien erstellt wurde, die im Notfallplan angegeben sind, um als repräsentativ zu gelten;
  • mit dem Schulungsprogramm übereinstimmt;
  • Sitzungen umfasst, in denen eine oder mehrere Szenarien der identifizierten Notfallsituationen von den Übungsteilnehmern erörtert werden
  • vom ERM oder einer anderen benannten Person geleitet wird;
  • die Teilnahme von Dritten umfasst, die im Notfallplan angegeben sind; die Bedingungen für die Teilnahme dieser Dritten sollten im Notfallplan definierten werden; und
  • mit der im Notfallplan angegebenen Häufigkeit durchgeführt wird.

Bei Notfallplänen mit hoher Robustheit ist neben der Durchführung der Table Top Exercise eine Validierung durch eine fachkundige Stelle oder einer durch die zuständige Behörde benannten fachkundige Stelle erforderlich.

5) Schulung der Notfallplaninhalte
Es liegt nun ein validierter Notfallplan vor. Dieser ist allerdings nicht wirksam, solange nicht alle Mitarbeiter geschult sind und den Inhalt beherrschen. Es sind daher Schulungen erforderlich, um die beteiligten Personen über den Notfallplan und die Inhalte zu informieren. Die Häufigkeit der Schulung sollte im Trainingsplan des Betreibers festgehalten und jede Durchführung dokumentiert werden.

6) Anpassung an den Standort
Du hast nun ein Notfallplan, der für Ihren Betrieb geeignet ist. Für jeden neuen Standort müssen die Inhalte (z.B. Kontaktlisten) auf Gültigkeit überprüft werden und ggf. an die geänderten Rahmenbedingungen des neuen Standorts angepasst werden.

Zusammenfassung und Fazit

Ein Notfallplan zu haben empfiehlt sich alos für alle Drohnenoperateure. Inwieweit der Detaillirungsgrad und der Umfang sinnvolll und praktikabel ist, entscheidet die Art der Operation. Während in der Kategorie OFFEN eine rudimentäre Version weitestgehend genügen kann, ist eine mittlere Robustheit in der Kategorie SPEZIFISCH sicher angebracht. Keinen adäquaten Notfallplan zu haben bedeutet nämlich da, wesentlich mehr OSOs erfüllen zu müssen um eine Bewilligung zu erhalten.

Quellen, Links und "further Readings"

Für Fachausdrücke, Abkürzungen und Wortübersetzung verweise ich auf meinen umfangreichen Glossar für Fernpiloten wo Du alle aeronautischen, meteorologischen und Fachspezifischen Begriffe auf einfache Art erklärt bekommst. Auf Anfrage hin sende ich Dir gerne ein Exemplar des 160+ seitigen Dokumentes als pdf-Download gratis zu. (über eine Kaffeespende freue ich mich trotzdem 😉

Glossar
Quellen:

DVO (EU) 2019/947
GM, Easy Access Rules EASA
Lernscript Falcon Drone Academy, Erstellen eines Betriebsgandbuches

Drone Solut
Diverse Foren und Fachartikel LAA's
SMS Broschüre 7 der CASA
LinkedIn Hover UAV



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